top of page
Stories_100018681_l.jpg

"Maybe stories are just data with a soul." (Brené Brown)

Regeln brauchen Akzeptanz

15. Dezember 1924 – am Potsdamer Platz in Berlin wird die erste Ampel Deutschlands in Betrieb genommen. Damals noch eine technische Neuheit, sind „Wechsellichtzeichen“ (so der offizielle Begriff der deutschen Straßenverkehrsordnung) heute kaum noch aus unserem alltäglichen Leben wegzudecken. Aber nicht nur das: Ampeln haben sich in vielerlei Hinsicht auch über den Straßenverkehr hinaus zu einem Symbol für Regeln und Ordnung entwickelt. Beispiel: Die Politik streitet schon seit Jahren über die „Lebensmittelampel“, welche helfen soll, gesunde von ungesunder Nahrung zu unterscheiden und so Ordnung in das Supermarktregal zu bringen.


Orientierung durch Regeln

Das Bild der Ampel bezeugt also deutlich, wie wichtig uns Ordnung und Regeln zu sein scheinen. Warum das so ist beantwortete der amerikanische Soziologe Erving Goffman (1922-1982) wie folgt:

Als Vertreter der „Schule von Chicago“ bzw. des „Interaktionismus“ versuchte Goffman zu verstehen, wie soziale Interaktionen funktionieren und welche Rolle dabei auch Normen bzw. Regeln spielen. Dabei bezog er sich nicht in erster Linie auf Rechtsnormen, sondern viel mehr auf gesellschaftliche Regeln, also Sitten, Gebräuche und Ähnliches. Der Soziologe kommt zu dem Schluss, dass eine Interaktion immer Regeln bedarf, um für den einzelnen das Verhalten der anderen erwartbar zu machen.

Die Berliner Ampel von 1924 macht deutlich was er meint: Theoretisch besteht für alle Verkehrsteilnehmer eine unbegrenzte Zahl an Möglichkeiten sich in unterschiedlichen Situationen zu verhalten. Dadurch wird das Geschehen für den einzelnen kaum vorhersehbar und ein geordneter Verkehr ist somit undenkbar. Herrschen jedoch transparente und allgemeingültige Verkehrsregeln, sind jedem Verkehrsteilnehmer die Möglichkeiten jedes anderen bewusst, so dass der Verkehr geordnet fließen kann. Wie die konkreten Regeln letztendlich ausgestaltet sind ist hierfür zweitrangig, solange diese für alle gleich und allen bewusst sind. So funktioniert bekanntermaßen sowohl Rechts- als auch Linksverkehr. Jedoch nur unter der Voraussetzung, dass die Fahrtrichtung auch für alle verbindlich ist.

Planbarkeit im Berufsalltag

Das Gleiche gilt für Unternehmen: wir brauchen Regeln! Denn auch hier kommen Menschen zusammen. Menschen, die in geordneter Weise miteinander arbeiten wollen, um so möglichst effektiv zu sein und erfolgreich ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Im Berufsalltag ist Planbarkeit und die Vorhersehbarkeit von Interaktionen besonders wichtig und begegnet uns tagtäglich: Bei der Vergabe von Kundenkrediten, bei der Einladung zum Abendessen für den Geschäftspartner oder im Rahmen der Vertragspartnerprüfung. Unsere eigenen „Ampeln“ sagen uns, was akzeptabel ist und was nicht.

Grenzen geben Sicherheit

Natürlich bedeutet das manchmal auch, Grenzen zu setzen. Jedoch werden Ihre Mitarbeiter die Regeln gerade in unübersichtlichen Situationen nicht als Einschränkung, sondern vielmehr als Sicherheit wahrnehmen, die es ihnen überhaupt erst ermöglicht, ihrer Tätigkeit nachzukommen. Schließlich mögen wir uns zwar alle gelegentlich über eine rote Ampel ärgern. Jedoch würde kaum jemand gerne ohne geltende Verkehrsregeln eine vielbefahrene Kreuzung überqueren. Und innerlich wissen wir, dass es ohne Ampel schlechter wäre.

Regeln reduzieren – Akzeptanz erhöhen

Nun sagen Kritiker, dass manche Unternehmen in einer Regulierungswut ersticken. Von außen, also vom Gesetzgeber und anderen regulierenden Institutionen, gibt es bereits eine Vielzahl von zu beachtenden Vorschriften. Da muss man sich doch nicht noch das Leben mit zusätzlichen, internen Regeln schwer machen, oder? Stimmt! Das muss man nicht! Auch Regelwerke bedürfen einer regelmäßigen Pflege. Neue Erkenntnisse oder technische Entwicklungen könnten eine Änderung erfordern. Manchmal ist ein Kreisverkehr eben besser als eine Ampel. Vielleicht kann eine bestehende Regel sogar komplett gestrichen werden. Zu einer guten Pflege des Regelwerkes gehört auch, dass man den Mut hat die Organisation zu fragen, welche Regeln für ‚Nonsense‘ gehalten werden. Nein, damit geben Sie das Heft nicht aus der Hand. Ganz im Gegenteil! Sie zeigen, dass Sie daran interessiert sind, nur Regeln aufrecht zu erhalten, die dem Zweck des Unternehmens dienen. Sie stellen Ampeln nur dort auf, wo sie der Sicherheit und Effektivität dienen. Und das erzeugt, was sich alle Unternehmen für ihr Regelwerk wünschen: Akzeptanz!

Comentarios


bottom of page